Nord Xinjiang – ein verborgenes Naturparadies

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Kanas, Keketuohai und Fünf-Farben-Strand: die schönsten Sehenswürdigkeiten im chinesischen Altai-Gebirge.

Kanas Fluss

Wenn man von Xinjiang spricht, denkt man fast automatisch an die antike Seidenstraße, an die endlose Taklamakan-Wüste oder an das westchinesische Autonome Gebiet, das von der Fläche her 4 mal größer als Deutschland ist und an 8 Nachbarstaaten grenzt. Fast jeder weiß, dass es in Xinjiang verlassene Ruinenstätten, buddhistische Grotten, quirlige Bazare und uigurische Minderheit gibt. Viel weniger bekannt ist jedoch, dass Xinjiang auch majestätische Schneegipfel, malerische Hochgebirgsseen, üppige Wälder und fruchtbare Grassteppen bietet. Im nördlichen Gebiet von Xinjiang, also im Grenzgebiet zu Kasachstan, Russland und zur Mongolei liegt das Altai-Gebirge mit vielen wunderschönen Sehenswürdigkeiten wie z.B.:

  • Kanas-See und Kanas National Geopark, Chinas AAAAA Landschafsgebiet (1.375 Meter über dem Meeresspiegel)
  • Keketuohai National Geopark, Chinas AAAAA Landschafsgebiet (etwa 1.200 Meter über dem Meeresspiegel)
  • Fünf-Farben-Strand am Irtysch-Fluss, Chinas AAAA Landschafsgebiet (480 Meter über dem Meeresspiegel)

Das Altai-Gebirge erstreckt sich über rund 2.100 km Länge von Südsibirien über Nord Xinjiang und zum ostmongolischen Hochplateau und liegt somit im Grenzgebiet von Kasachstan, Russland, der Mongolei und China. Der höchste Berg des Altai-Gebirges ist der Belucha-Gipfel (4.506 Meter) und liegt in Russland. Alle in diesem Reisebericht vorgestellten Sehenswürdigkeiten im chinesischen Altai-Gebirge liegen nicht höher als 1.500 Meter über dem Meeresspiegel. Über Höhenkrankheit muss man sich daher kaum Gedanken machen.

 

Jiadengyu National Waldpark (贾登峪国家森林公园)

Grassteppen in KanasMit einem Direktflug von Urumqi nach Kanas ist wohl die einfachste und schnellste, jedoch leider nicht die preisgünstigste Möglichkeit, den Kanas National Geopark zu erreichen. In der Hochsaison fliegen täglich mehrere Maschinen von Urumqi nach Kanas. Der Flug dauert nur 1 Stunde. Der Flughafen Kanas liegt etwa 50 Kilometer südlich vom Kanas National Geopark. Bereits auf dem Weg vom Flughafen zum Geopark sind wir von der Schönheit der Gebirgslandschaft überwältigt. Häufig verstecken sich die Berge hinter den Wolken. Plötzlich reißt der Nebel dann auf und staunend sehen wir wieder die Gipfel der Berge. Zwischen den Bergen liegen weite und saftige Grassteppen. Weiße, rote und meistens gelbe Blumen verteilen sich im grünen Weideland. In der Ferne stehen hier und da vereinzelte schneeweiße Jurten. Entlang der gut erbauten Landstraße fahren wir an den galoppierenden Pferden, laufenden Hütehunden sowie Herden von Rindern und Schafen vorbei. Eine faszinierende Bergkulisse mit stetig wechselndem Bühnenbild!

Jiadengyu National WaldparkKurz vor dem Kanas National Geopark liegt der Jiadengyu National Waldpark (贾登峪国家森林公园). Hier gibt es viele Unterkunftsmöglichkeiten wie im Hotel, Villen und Jurten. Die meisten Touristen übernachten also in Jiadengyu. Hier werden viele Erholungs-, Vergnügungs- und touristische Programme angeboten. Man kann zum Beispiel auf dem Motorrad mitfahren, um sich die Gegend erkundigen. Man kann auf dem Pferd reiten. Oder geht man einfach in der Umgebung spazieren und besucht eine Jurte. Von hier aus werden auch mehrtägige Wandertouren zum und um Kanas-See angeboten.

Urho Geisterstadt

Anreise nach Kanas überland

Berg des Schwarzen Öls in KaramayGünstiger als Flug ist die Überlandfahrt von Urumqi nach Kanas. Man fährt über Karamay auf der Autobahn G217 nach Burqin (布尔津) und dann weiter auf der Landstraße S227 nach Kanas. Für die Fahrt über 750 Kilometer soll eine Übernachtung in Karamay eingeplant werden. Karamay (克拉玛依) bedeutet auf Uigurisch “schwarzes Öl”. Die Stadt entwickelt sich aus dem Ölfeld, als 1955 hier aus der ersten Ölquelle in China gefördert wurde. Sehenswert in der Stadt ist der Berg des Schwarzen Öls (黑油山). Auf dem Weg von Karamay nach Burqin liegt in der Nähe der Autobahn G217 die bekannte Urho Geisterstadt (乌尔禾魔鬼城). Die einzigartige Formation der Erdwälder entsteht durch langjährige Winderosion. Die Urho Geisterstadt wird wegen des starken Windes auch “Windstadt” genannt.

Kanas-See

Kanas-See im National Geopark (喀纳斯湖)

Guanyu Pavillon am Kanas SeeHeute fahren wir endlich zum Kanas National Geopark (喀纳斯国家地质公园). Da uns erzählt wurde, dass die Landschaft dort frühmorgens oder gegen Abend besonders schön und geheimnisvoll sein soll, stehen wir früh auf. Am Eingang des Parks müssen alle Touristen aussteigen und auf den für den Geopark speziell eingesetzten umweltfreundlichen Elektrobus umsteigen. Da wir über eine Sondergenehmigung für die Inspektionstour verfügen, dürfen wir ausnahmsweise mit eigenem Wagen in den Park einfahren und bei den Besichtigungspunkten flexibel anhalten. Während der Fahrt taucht der Kanas-Fluss auf der linken Seite der Straße auf. Wir geniessen die malerische Landschaft entlang des Kanan-Flusses und machen Fotostopps an einigen besonders schönen Stellen. Dazu zählen die Bucht des schlafenden Drachen, die Bucht des Mondes und die Bucht der Unsterblichen. Anschließend fahren wir ganz nah an den Holzhäusern der Tuwiner, einer kleinen Nationalminderheit im Gebiet des Kanas-Sees, vorbei und erreichen den Parkplatz auf dem Berg westlich am Kanas-See. Von dort aus möchten wir einen herrlichen Blick auf den See. Die umliegenden Berge sind jedoch von dünnen Nebeln umhüllt. Über dem Kanas-See schweben dicke Wolken. Wir sehen also keine Spur vom Kanas-See und sind sehr enttäuscht. Der Parkwächter beruhigt uns jedoch und sagt, dass sich die Wolken bald auflösen werden. Am besten sollte man zum Pavillon auf dem Berggipfel aufsteigern. Dort hat man den besten Ausblick auf den Kanas-See. Da sich der Pavillon in diesem Moment noch hinter dem Nebel verstreckt, wissen wir vorerst nicht, dass wir bis dahin noch 1.068 Stufen bewältigen müssen. Unsere Bemühung ist jedoch mit einem unvergesslichen Erlebnis belohnt worden. Nachdem wir gerade den Pavillon erreicht haben, lösen sich die Wolken langsam auf. Der Kanas-See zeigt endlich seine Schönheit vor unseren Augen!

Bucht des Mondes in KanasKanas bedeutet auf Mongolisch „schön, reich und mysteriös“. Der Hochgebirgssee liegt 1.374 Meter über dem Meeresspiegel, ist an seiner tiefsten Stelle 180 Meter tief und hat eine Fläche von 44,78 km². Umgeben ist der Kanas-See von hoch aufragenden Bergen, üppigem Grasland und dichten Urwäldern. Geschmolzenes Gletschereis im Altai-Gebirge speist zusammen mit Regenwasser den Kanas-See. Die Farbe des Seewassers wechselt mit der Jahreszeit und dem Tageslicht, und zwar mal hellgrün, mal himmelblau, mal dunkelgrün und mal milchweiß.

Der Kanas-See ist auch deshalb bekannt und mysteriös, weil es seit Jahrhunderten Berichte über unheimliche Seemonster gibt. Örtliche Hirten bestätigen immer wieder, dass ihre Pferde und Rinder aus dem See getrunken hätten und dabei spurlos verschwunden seien. Mehrmals haben Expeditionsteams Untersuchungen vorgenommen, jedoch bisher nichts Ungewöhnliches gefunden. Während einer anschließenden Bootsfahrt auf dem Kanas-See haben auch wir nichts vom Seemonster bemerkt. Wir sehen dichten Birkenwald um den See, schneebedeckte Gipfeln im fernen Hintergrund, und auch den Pavillon auf der Bergspitze am westlichen Ufer, wo wir vorher da waren.

Funf-Farben-Strand am Irtysh-Fluss

Fünf-Farben-Strand am Irtysch-Fluss (额尔齐斯河畔的五彩滩)

Wir fahren vom Kanas National Geopark zum Keketuohai National Geopark. Unterwegs machen wir einen Abstecher zum Fünf-Farben-Strand am Irtysch-Fluss. Hier bewundern wir ein gewaltiges und kontrastreiches Panoramabild. Am nördlichen Ufer steht einzigartige, bunte Yardang-Formation (雅丹地貌), die jahrelang durch das strömende Wasser und durch die Winderosion von der Natur geschnitten worden ist. Die Felsen enthalten verschiedene Mineralien. Diese reflektieren das Sonnelicht unterschiedlich und verleihen dem Strand faszinierende, bunte Farben. Am südlichen Ufer sehen wir hingegen grüne Bäume und üppige Wälder mit einer Berg- und Wüstenlandschaft im fernen Hintergrund. Der Irtysch-Fluss trennt an dieser Stelle zwei völlig verschiedene Landschaften. Was für ein Kontrast!

Irtysch-FlussDer Irtysch-Fluss (额尔齐斯河), in China offiziell Ertix genannt, ist der einzigen Fluss in China, der westwärts fließt. Alle anderen Flüsse in China fließen fast immer ostwärts. Der Irtysch-Fluss entspringt im chinesischen Altai-Gebirge, fließt über China, Kasachstan und Russland und mündet schließlich bei Chanty-Mansijsk in den Ob. Der Fluss hat eine Gesamtlänge von 4.248 Kilometer, davon 600 Kilometer in China. Die Irtysch-Schlucht im Oberlauf des Irtysch-Flusses im Keketuohai National Geopark ist unser nächstes Besichtigungsziel auf dieser Reise.

Keketuohai National Geopark

Keketuohai National Geopark (可可托海国家地质公园)

Am folgenden Tag fahren wir entlang der Landstraße S310 von Burqin nach Beitun (北屯) und dann auf der Autobahn G216 und der Landstraße S226 weiter nach Fuyan (富蕴) zum Keketuohai National Geopark. Keketuohai bedeutet in Kasachisch “grüner Dschungel” und in Mongolisch “blaue Bucht”. Keketuohai National Geopark besteht aus der Irtysch-Schlucht (额尔齐斯大峡谷), dem Kekesuli-Feuchtgebiet (可可苏里), dem Yileimu-See (伊雷木湖) und der Erdbeben-Ruine (卡拉先格尔地震断裂带).

Irtysch-Schlucht im Keketuohai National Park

Der Oberlauf des Irtysch-Flusses durchfließt den Keketuohai National Park. Ein Spaziergang entlang des Flusses durch die Irtysch-Schlucht (额尔齐斯大峡谷) ist ein unvergessliches Naturerlebnis. Die drohenden Gipfel aus Granit und steile Felswände türmen sich bis fast 370 Meter über Ufer auf. Das Schneewasser vom Altai-Gebirge speist die Quellen des Irtysch-Flusses und fließt durch die Schlucht. An den beiden Ufern gibt es üppig wachsende Birkenbäume und andere Pflanze. Hier ist vom Ende September bis Anfang Oktober besonders schön, wenn sich die Blätter bunt färben.

Das Kekesuli Feuchtgebiet (可可苏里湖), auch der See der Wildenten genannt, ist etwa 1,8 km² groß und hat eine durchschnittliche Tiefe von 2 Metern. Im Sommer und Herbst versammeln sich hier Tausende von Wildente, Gänsen und anderen Wasservögeln. Das Kekesuli-Feuchtgebiet ist reich an Wasserpflanzen. Im Feuchtgebiet verteilen sich mehr als 20 schwimmenden Inseln.

Wer sich für Geologie und seismische Geschichte interessiert, soll einen Besuch des geologischen Museums und der Erdbeben-Ruine nicht entgehen lassen. Die Kalaxiangeer Erdbeben-Ruine (卡拉先格尔地震断裂带) wurde durch ein Erdbeben in 1931 erzeugt. Damals bracht das Erdbeben die Berge in einem mehr als 20 Kilometer langen Streifen ins Rutschen um über 10 Meter. Die Bruchzone im Geopark ist 1500 Meter lang und 350 Meter breit. Zusammengebrochene Felsen dort zeigen Gräben mit einer Breite von 6 Meter und einer Tiefe von 10 Meter. Die Bruchzone im Keketuhai National Geopark ist eine der spektakulärsten und am besten erhaltenen Ruinen des Erdbebens und wird auch als “Erdbeben Museum” genannt. Sie ist von großer Bedeutung für geologischen Forschungen und wissenschaftliche Untersuchungen sowie für den Öko-Tourismus.

Nach dem Besuch des Keketuohai National Geoparks übernachten wir für eine Nacht in der Stadt Fuyun. Am folgenden Tag fahren wir 480 Kilometer von Fuyun nach Urumqi zurück. Unterwegs haben wir den Ort Wucaiwan (五彩湾, “Fünf-Farben-Bucht” oder “Bunte Bucht”) besucht, welcher für seine bunte Gobi-Wüstenlandschaft und seine heiße Thermalquellen bekannt ist.

Es ist noch nicht zu Ende …

Fortsetzung folgt:

  • Beste Reisezeit für Nord Xinjiang
  • Ausgewählte Flugverbindungen nach Urumqi
  • Günstige Reiseangebote für Xinjiang

 

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2 Antworten auf Nord Xinjiang – ein verborgenes Naturparadies

  1. Sarikas sagt:

    Die Reisebeschreibung Nord Xinjiang – ein verborgenes Naturparadies klingt sehr
    interessant, aber was nützt es, wenn keine Landkarte mit Routeneinzeichnung,
    keine Termine und kein Preis angegeben ist.

    • DWL sagt:

      Landkarte mit Routeneinzeichnung ist nun nachgetragen. Reiseangebote sowie Infos über beste Reisezeit und ausgewählte Flugverbindungen nach Urumqi erst im nachfolgenden Bericht.