Nepal und Tibet nach dem Erdbeben 2015

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Aktueller Stand und Folgen für den Tourismus in Tibet und Nepal

Kann man nach dem schweren Erdbeben noch nach Nepal und Tibet reisen? Welche Auswirkungen hat das Erdbeben auf den Tourismus in den Himalaya-Regionen? Und auf welche Reisebeschränkungen muss man sich nun bei einer Nepal- und Tibet-Reise einstellen? Dazu geben wir Ihnen im folgenden Infos und Tipps.

Mount Everest

Am 25. April 2015 ereignete sich kurz vor 12 Uhr Ortszeit in Nepal ein starkes Erdbeben der Stärke 7,8 mit dem Epizentrum in Gorkha, etwa 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu. Das Hypozentrum lag in 18 km Tiefe. 3 Stunde später gab es auf der chinesischen Seite ein weiteres Erdbeben der Stärke 5,9 im Süden des Kreises Tingri in der Nähe der tibetisch-nepalesischen Grenze. Von den Erdbeben betroffen sind neben Nepal und Chinesischem Autonomen Gebiet Tibet auch Nord- und Nordostindien, Pakistan, Bhutan und Bangladesch in der Himalaya-Region. Es wurde von 4 Todesopfern in Bangladesch, 25 in Tibet, 78 in Indien und mehr als 6.000 in Nepal berichtet (Stand 1. Mai 2015).

Tibet nach dem Erdbeben

Lhasa, Gyantse und Shigatse

Die tibetische Hauptstadt Lhasa und die zwei weiteren beliebten Reiseziele Gyantse und Shigatse sind von dem Erdbeben nicht betroffen. Nach uns vorliegenden Informationen bleiben die Hauptsehenswürdigkeiten wie der Potala-Palast, der Jokhang-Tempel, das Drepung Kloster, das Sera-Kloster und der Juwelengarten Norbulingka in Lhasa, das Kloster Palkhor-Choide in Gyantse sowie das Kloster Tashihunpo in Shigatse nach wie vor für Besucher geöffnet.

Die Tibet-Bahn

Die Züge auf der Tibet-Bahn nach und von Lhasa sowie auf der erweiterten Bahnstrecke zwischen Lhasa und Shigatse fahren alle planmäßig.

Nördliches Mount-Everest-Basislager auf der Tibet-Seite

Das Erdbeben hat eine Lawine auch auf der nördlichen Seite des Mount Everest ausgelöst. Es gab jedoch zum Glück keine Tote und Verletzte. Alle Bergsteiger und Träger sind in die Stadt Tingri oder auf dem Mount-Everest-Basislager in Sicherheit gebracht. Alle Aktivitäten für Bergsteigerung auf der nördlichen Seite sind vorübergehend für 10 Tage ausgesetzt. Das Mount-Everest-Basislager und das berühmte Rongbuk-Kloster sind nicht beschädigt.

Heiliger Berg Kailash

Der heilige Berg Kailash und die umliegende Region sind vom Erdbeben nicht beschädigt. Es wurde von kleinem Erdrutsch berichtet. Dies hat jedoch kaum Einfluss auf die Reiseziele.

Vom Erdbeben betroffene Regionen in Tibet

In Tibet sind die südlichen Gebiete der Präfektur Shigatse, die an der Grenze zu Nepal liegen, und insbesondere die Städte Kyirong, Nyalam, Zhangmu und die Ortschaft Rongxia vom Erdbeben am stärksten betroffen. Nach Bericht sollten es bis zum 27. April insgesamt 25 Todesopfer und 117 Verletzte in Tibet geben.

Landstraße von Lhasa nach Kathmandu (Abschnitt in China)

Die chinesische Nationalstraße G318 führt von Shanghai über Lhasa nach Zhangmu an der Grenze zu Nepal. Der Abschnitt von Lhasa bis zur nepalesischen Grenze wird auch Friendship Highway genannt und ist die beliebte Reiseroute überland von Lhasa nach Kathmandu. Die vom Erdbeben ausgelösten Erdrutsche haben den Verkehr zwischen Nyalam und Zhangmu für einige Tage blockiert. Bereits am 29. April haben die chinesischen Rettungskräfte die Behinderung auf der Straße beseitigt, so dass diese seitdem wieder befahrbar ist, zuerst jedoch nur für Rettungsfahrzeuge, Hilfsversorgung und Evakuierung.

Reisebeschränkungen in Tibet wegen Erdbeben

Die Sondergenehmigung für Tibet, das so genante Tibet-Permit, wird nach wie vor für ausländische Touristen ausgestellt. Alle Straßen zu den wichtigsten Reisezielen in Tibet sind befahrbar. Jedoch sind die Straßen westlich von Shigatse sowohl für ausländische als auch für chinesischen Touristen derzeit gesperrt. Diese sind momentan nur für Rettungsfahrzeuge und Hilfsversorgung zugänglich. Konkret bedeutet, dass

  • Reisen zum westlichen Gebiet Tibets einschließlich Kailash und Ali (Gar) momentan nicht möglich sind,
  • Reisen zum Mount-Everest-Basislager und zum Rongbuk-Kloster momentan nicht möglich sind und
  • Reisen überland von Lhasa nach Kathmandu entlang des Friendship Highways momentan nicht möglich sind.

Man muss davon ausgehen, dass die o.g. Reisebeschränkungen in Tibet bis zur Mitte Mai oder zum Ende Mai dauern könnten. Ab Juni könnte die Situation normalisiert werden, so dass Reisen im Gebiet westlich von Shigatse wieder möglich sind. Da die Hauptsehenswürdigkeiten vom Erdbeben nicht betroffen sind, können die Reisen in Tibet zur gewohnten Qualität durchgeführt werden.

Nepal nach dem Erdbeben

Kathmandu, Patan und Bhaktapur

Das Erdbeben in Nepal gilt als das schwerste in der Region seit 1934. Am schlimmsten betroffen sind das Kathmandu-Tal und umliegende Regionen. Bei dem Erdbeben wurden auch touristische Attraktionen und unschätzbare Kulturgüter in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere sind die sieben Gruppen von Gebäuden und Monumenten, die von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuften sind, teilweise beschädigt oder fast vollständig zerstört:

  • Durbar-Platz von Hanuman Dhoka (Kathmandu): Der obere Teil des 9stöckigen Basantaour Towers ist zerstört. Die Säule, die der als göttlich verehrten Figur Garuda huldigt, ist teilweise zerstört.
  • Durbar Platz von Patan: Der mehrstöckige Tempel ist eingestürzt
  • Durbar Platz von Bhaktapur (mit Nyatapola-Tempel): Der Vatsala-Tempel ist zerstört
  • Stupa von Swayambhunath (auch Affentempel genannt): Gebäude in der Umgebung sind zerstört.
  • Stupa von Bodnath: Umfang der Beschädigung ist noch nicht klar.
  • Hindu-Tempel von Pashupatinath: Der Hindu-Tempel hat das Erdbeben überstanden.
  • Dharahara-Turm (auch Bhimsen-Turm genannt): Der in 1832 errichtete Dharahara-Turm, der als das Wahrzeichen Kathmandus gilt, ist eingestürzt.

Trotz Erdbeben-Schäden zeigt sich die UNESCO zuversichtlich für den Wiederaufbau. Bereits am 27. April hat die UNESCO angekündigt, die zerstörten bzw. beschädigten Welterbe-Stätten wieder errichten zu wollen. Laut Repräsentant der UN-Kulturorganisation in Nepals Hauptstadt Kathmandu sollten zahlreiche Skulpturen und geschnitzte Holzbalken gerettet worden sein.

Pokhara und Chiwan Nationalparks

Nach Informationen von lokalen Reiseagenturen sind die Straßen von Kathmandu zu den Pokhara und Chiwan Nationalparks befahrbar.

Südliches Mount-Everest-Basislager auf der Nepal-Seite

Zum Zeitpunkt des Erdbebens am Samstag hielten sich 39 Expeditionsteams mit etwa 1000 Bergsteigern und Trägern auf der südlichen Seite des Mount Everest auf. Bei einer Lawine kamen mindestens 18 Bergsteiger ums Leben. Es wurde von mindestens 61 Verletzten berichtet. Genaue Anzahl der Opfer ist noch ungewiss.

Im Gegensatz zur nördlichen Seite des Mount-Everest, wo alle Klettertouren von der chinesischen Behörde vorerst für 10 Tage verboten sind, lässt die nepalesische Regierung erstaunlicherweise weitere Kletteraktivitäten der Bergsteiger auf der Südseite immer noch zu. Man sei selbst für seine Sicherheit verantwortlich, sei Nepals Tourismusministerium der Meinung laut Berichten.

Landstraße von Kodari nach Kathmandu (Abschnitt in Nepal)

Die Verlängerung des Friendship Highway, also die Landstraße von der nepalesischen Grenze Kodari nach Kathmandu, wird Araniko Highway genannt. Der 115 km lange Araniko Highway wurde 1964 mit Unterstützung Chinas erbaut und ist die wichtigste Landstraße Nepals mit China, nicht nur für die Touristen sondern viel mehr für den Handel zwischen beiden Ländern. Nach dem Erdbeben ist der Araniko Highway durch Erdrutsch blockiert und bis heute noch nicht passierbar. Man geht jedoch davon aus, dass der Araniko Highway innerhalb von zwei Wochen mit Hilfe chinesischer Rettungskräfte wieder für den Verkehr freigemacht werden soll.

Reisebeschränkungen in Nepal wegen Erdbeben

Nach der intensiven Rettungsaktion für Überlebende in der vergangenen Woche hat nun die Versorgung der betroffenen Menschen absolute Priorität. Immer noch fehlt ein Überblick über das Ausmaß der Zerstörung durch das verheerende Erdbeben in Nepal. Erst wenn relative Normalität einkehrt, kann man sich über Wiederaufbau Gedanke machen. Dies gilt auch für Reisen in Nepal. „Von aufschiebbaren Reisen nach Nepal wird vorrübergehend abgeraten“, weist das Auswärtige Amt offiziell darauf hin. Keine Reiseveranstalter werden im Mai noch Touren in Nepal durchführen. Wie der Tourismus in Nepal nach diesem schweren Erdbeben aussieht, wagen Reiseveranstalter kaum Prognosen. Sie wollen keine vorschnelle Entscheidung treffen. Sicher ist, dass man in den kommenden Wochen mit den Partnern vor Ort intensive Diskussionen durchführen und eigene Produktmanager nach Nepal hinschicken wird, um sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen und neue Konzepte für die Nepal-Reisen für die Zukunft zu entwickeln.

Nach Nepal kommen jährlich etwa 800.000 Touristen, darunter rund 20.000 aus Deutschland, hauptsächlich wegen den folgenden Attraktionen:

  • Historische Paläste, Tempel und Klöster im Kathmandu-Tal und in den umliegenden Städten,
  • Wildlife in den Nationalparks und
  • Trekking in den Berglandschaften um Mount Everest und Annapurna.

Unter diesen Sehenswürdigkeiten gibt es sicherlich noch viele Reisemöglichkeiten selbst nach dem Erdbeben. Wir werden in den kommenden Wochen darüber berichten.

Hilfe für Nepal

Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Tourismus ist die zweitgrößte Einnahmequelle Nepals, nach den Jobs von Wanderarbeitern in den Golfstaaten. Der Wiederaufbau Nepals ist auf internationale Hilfe angewiesen. Auch Sie können den Menschen in Nepal helfen, indem Sie in den kommenden Monaten oder Jahren nach Möglichkeit doch einmal dieses Land besuchen. Für ein Land, das ohne nennenswerte Industrie außer Landwirtschaft und Tourismus kaum was anzubieten hat, ist Ihre Hilfe nach diesem verheerenden Erdbeben umso wichtiger denn je.

Wenn Sie direkt durch eine Spende den Erdbeben-Opfern in Nepal helfen möchten, finden Sie hier Informationen zu Hilfsorganisationen und Bankverbindungen:

Deutsches Rotes Kreuz (DRK):
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Erdbeben Nepal
www.drk.de/spenden

UNICEF:
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Erdbeben Nepal
www.unicef.de

Weitere Reiseinformationen

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7 Antworten auf Nepal und Tibet nach dem Erdbeben 2015

  1. DWL sagt:

    Nachtragung: Acht Tage nach dem schweren Erdbeben in Nepal sind drei Menschen, darunter zwei Frauen und ein Mann, lebend aus Trümmern gerettet und in das Bezirkskrankenhaus gebracht worden. Insgesamt stieg die Zahl der Todesopfer in den vom Erdbeben betroffenen Ländern Nepal, Indien und China auf mehr als 7100 Menschen.

  2. best sagt:

    (***)reisen-österreich (Name von Redaktion geändert) führt ab kommenden donnerstag wöchentlich reisen nach china-tibet-nepal durch. es soll den touristen der eindruck vermittelt werden, dass weder die fahrt über den highway von lhasa nach kathmandu noch der aufenthalt in kathmandu ein problem darstellen. “da bin ich mir sicher”- an wen dieser spruch dann wohl gerichtet sein mag?
    best

    • DWL sagt:

      Seriöse Reiseveranstalter holen ihre Gäste vom Krisengebiet raus und schicken keineswegs so schnell ihre Kunden über das Friendship Highway nach Kathmandu hin.

  3. DWL sagt:

    Nachtragung: Der Abschnitt der Nationalstraße G318 von Shigatse bis Lhatse ist für den Verkehr freigegeben und damit die Verknüpfung mit der Nationalstraße G219 und die Zufahrt zum heiligen Berg Kailash. Mehr darüber Straßenzustand in Tibet nach dem Erdbeben 2015.

  4. DWL sagt:

    Nachtragung: Am 3. Mai hat eine erste Gruppe von 160 chinesischen Polizeibeamten mit 56 schweren Geräten über die „Brücke der Freundschaft“ die Grenze zu Nepal überschritten, um das beschädigte Araniko Highway von Kodari nach Kathmandu freizuräumen. Für den Einsatz sollten drei Gruppen von insgesamt 500 Polizisten mit 180 schweren Geräten abgestellt worden sein. China hat bereits 300 Rettungskräfte und Medizinhelfer in die Krisengebiete nach Napal geschickt.

  5. DWL sagt:

    Nachtragung: Die Bergsteiger-Saison 2015 am Mount Everest auf der tibetischen Nordseite ist wegen des Erdbebens im Himalaya wohl vorzeitig beendet. Nach Bericht soll die chinesische Regierung planen, den gesamten Sherpas einen kompletten Charterflug von Lhasa nach Kathmandu am 10. Mai kostenlos zur Verfügung zu stellen.

  6. DWL sagt:

    Nachtragung: Straße zwischen Lhasa und Kathmandu ist seit Sonntag, dem 17.05.15 wieder befahrbar.