Weihnachten in Beijing

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Auf der Suche nach Weihnachten inmitten Chinas Hauptstadt

Weihnachten in Beijing

Vor einem halben Jahr habe ich als Wirtschaftsstudentin beschlossen Anfang November ein dreimonatiges Praktikum in einem deutschen Unternehmen in Beijing zu machen – in der Hauptstadt Chinas, in der Akademiker, Geschäftsleute sowie kunst- und kulturbegeisterte Touristen aus aller Welt aufeinander treffen. Als ich über die Zeitspanne meines Aufenthaltes nachgedachte, wurde mir schlagartig bewusst, dass mein Praktikum direkt auf die Weihnachtszeit fiel und ich daher sowohl Weihnachten als auch die Jahreswende in China verbringen würde. „Oh das wird interessant! Meinst du, die Chinesen feiern überhaupt Weihnachten?“ haben mich meine Freunde gefragt. „Mm, eigentlich nicht. Andererseits kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass man Weihnachten gar nicht feiert.“ habe ich erwidert.

Nun war es eine Woche vor Heiligabend und ich war verzweifelt auf die Suche nach Weihnachtsstimmung in Beijing – nach heißer Schokolade, Stollen, Lebkuchen und nach kleinen singenden Engeln. Ich war verzweifelt auf die Suche nach ein wenig Heimatgefühl inmitten einer 19 Millionen Metropole auf der anderen Seite der Welt. Aber zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass es doch möglich ist sich von Weihnachten zu distanzieren. Es gab keine überdimensionierten Tannenbäume, keine Kinderchöre und auch keine öffentlichen Weihnachtsmärkte, die man gemütlich mit Freunden durchlaufen kann. Langsam wurde mir bewusst, es gab vielleicht tatsächlich kein Weihnachten in Beijing.

Ich lief durch die überfüllten Strassen von Beijing. Es war kalt, Temperaturen lagen weit unter dem Gefrierpunkt und der Wind machte die Kälte noch unerträglicher. In Xidan, einem jüngeren Einkaufsviertel, betrat ich ein Geschäft und plötzlich machte ich meine erste, winzigkleine weihnachtliche Erfahrung in Beijing.

Einkaufszentrum Xidan, Beijing

Einkaufszentrum Xidan, Beijing

Zu meinem Erstaunen konnte ich englische Weihnachtslieder im Hintergrund erklingen hören. „Ha! Wusste ich es doch, dass es selbst in Beijing Weihnachten in irgendeiner Form gibt!“ triumphierte ich. Ich war zufrieden mit meiner Weihnachtsausbeute. Mehr wird es wohl nicht geben in Beijing.

Am späteren Verlauf des Tages beschloss ich nach Wudaokou zu fahren, um im Studentenviertel zu Abend zu essen und dort machte ich meine zweite Entdeckung: Eine riesig aufgeblasene Luftburg für Kinder mit der festlichen Aufschrift „Merry Christmas“ und eine winterlich geschmückte Shoppingmall gleich daneben. Im selben Viertel sah man zudem auf den Strassen Verkäufer, die Haarreifen mit Rehgeweihen und Hasenohren verkauften, deren Lichter leuchtend in der Dunkelheit aufblitzten. Nach und nach kam selbst bei mir etwas Weihnachtsstimmung auf.

Weihnachtsburg, Wudaokou

Weihnachtsburg, Wudaokou Beijing

Ein Tag später wollte ich mir die traditionellen Hutongs anschauen, die enge Gassen um der Verbotenen Stadt mit sehr vielen putzigen Coffeeshops und Schnickschnackläden. Dort zwischen den kleinen Gassen vergisst man schnell, dass man sich innerhalb einer Großstadt befindet. Stattdessen taucht man ab in eine kleine Welt fern ab von jeglichem Trubel. Eingetreten in einem niedlichen Cafe, stieg mir direkt weihnachtlicher Keksduft in die Nase und nach und nach realisierte auch ich es: selbst in Beijing, auf der anderen Seite der Welt, weihnachtete es sehr.

Zwar war es nicht das übertriebene kitschige Weihnachten, das man aus den Staaten kennt, doch war die feierliche Stimmung auch in Beijing präsent und für alle Sinne bemerkbar. Wem dies allerdings nicht genug ist, gibt es in Beijing, wie ich später erfuhr, sogar jeden November einen deutschen Weihnachtsmarkt in der deutschen Botschaft. Dort gibt es verschiedene Stände, die authentisches Weihnachtsgebäck, Glühwein und Würstchen anbieten – also das Rundum Weihnachtspaket. Einziger Haken ist die lange Schlange, die sich schlimmstenfalls einmal um die gesamte Botschaft ziehen kann. Für absolute Weihnachtsfans gibt es zudem im Kempinski Hotel im Nordosten der Stadt jeden Sonntag bis zum Heiligabend von 18 Uhr bis 19.30 Uhr Weihnachtskekse und Glühwein und gelegentlich auch Weihnachtsveranstaltungen wie kleine Konzerte mit Kinderchören.

Ich finde, dass die Weihnachtszeit in China in jeder Hinsicht eine besondere Erfahrung ist. Weihnachten kommt erst dann an, wenn man es gar nicht erwartet. Überall in der Stadt verteilt gibt es kleine weihnachtliche Überraschungen, die das Herz zur Winterzeit erwärmen lassen. Zudem sind auch die Unterschiede zur westlichen Kultur besonders zur Weihnachtszeit sehr interessant zu sehen: Weihnachten in China wird nicht in Rahmen der Familie verbracht, sondern ist eher ein Fest, das mit Freunden beim gemeinsamen Dinner zelebriert wird. Daher ist gerade an Heiligabend anders als Deutschland viel auf den Strassen los. Nun bin ich gespannt, was mich in der nächsten Zeit erwarten wird. Schließlich steht ja noch Silvester vor der Tür und die Jahreswende in einer so großen, boomenden Megametropole zu verbringen wird ganz sicher ein einzigartiges Erlebnis. In dem Sinne, frohes und besinnliches Fest!

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