China kann auf eine über 5.000 Jahre alte Kultur und Geschichte zurückblicken. Wenig bekannt ist jedoch, dass das bürgerlich-demokratische China erst 100 Jahre alt ist. In den letzten Tagen fand sowohl auf dem Festland Chinas als auch auf der Insel Taiwan eine Gedenkfeier zum 100-jährigen Jubiläum der Xinhai-Revolution statt. Während dieser Revolution wurde die Qing-Dynastie gestürzt und die über tausendjährige Kaiserherrschaft in China beendet. Damit begann eine neue Ära Chinas mit der Idee von einer Demokratie und einer Republik.
Vor genau 100 Jahren kam es am 10. Oktober 1911 in der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei zum Wuchang-Aufstand, der gegen das Kaiserhaus gerichtet war und die Xinhai-Revolution ausgelöst hat. In weniger als nur zwei Monaten haben insgesamt 15 Provinzen ihre Unabhängigkeit vom Qing-Kaiserhof erklärt. Am 1. Januar 1912 wurde die Republik China ausgerufen. Am 12. Februar 1912 unterzeichnete die Kaiserwitwe Longyu den „Edikt der Abdankung des Qing-Kaisers“.
Auf die Xinhai-Revolution folgte ein tief greifender Wandel innerhalb der chinesischen Gesellschaft, jedoch auch eine lange Reihe von Machtkämpfen und Bürgerkriegen, insbesondere zwischen der regierenden Chinesischen Nationalpartei (Kuomintang, KMT) und der rebellischen Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). 1949 besiegten die Kommunisten endgültig die Kuomintang. Die Nationalisten flohen auf die Insel Taiwan, wo die Republik China bis heute fortbesteht. Auf dem Festland wurde am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China gegründet.
Seit 1949 ist China in die Republik auf der Insel und die Volksrepublik auf dem Festland zweigeteilt. Trotz der unterschiedlichen politischen Systeme teilen die beiden Seiten bis heute noch die gemeinsame Grundidee der Xinhai-Revolution für eine Demokratie und Republik. So feiern die Menschen auf der Insel Taiwan den Tag des 10. Oktober als ihren Nationalfeiertag, während auf dem Festland der Xinhai-Revolution ebenfalls jährlich gedacht wird.
Während einer Zeremonie in der Großen Halle des Volkes in Peking am letzten Sonntag, dem 9. Oktober, hat der chinesische Präsident Hu Jintao zu einer Wiedervereinigung mit der Insel Taiwan aufgerufen: “Eine friedliche Wiedervereinigung würde den fundamentalen Interessen aller Chinesen entsprechen, eingeschlossen unserer taiwanischen Landsleute”.