Vom 3. bis 5. April haben die Chinesen drei Tage frei. Sie feiern das Qingming-Fest landesweit. Es ist eine mehr als 2.000 Jahre alte Tradition für die Chinesen, an diesen Tagen der verstorbenen Vorfahren zu gedenken und deren Gräber zu besuchen. Sie säubern die Gräber („Saomu“ in Chinesisch), legen dort Früchte, Essen und Getränke, Blumen und Gegenstände ab, die den Verstorbenen zu ihren Lebzeiten gefielen, zünden Weihrauchstäbchen an, verbrennen Papiergeld und verbeugen sich vor dem Grab. Neben Papiergeld werden auch Autos, Anzüge und Schuhe aus Papier verbrannt. Die verbrannten Gegenstände sollen den Vorfahren zur Verfügung stehen, damit sie im Jenseits ein glückliches Leben führen können. Das Qingming-Fest ist auch als „Ahnenverehrungstag“, „Totengedenktag“ oder „Tag der Grabsäuberung“ bekannt. An diesem Tag essen viele Chinesen nur kalte Speisen.
In diesem Jahr (2011) fällt das Qingming-Fest auf den 5. April. An welchem Tag das Qingming-Fest stattfindet, ist genau nach den chinesischen Lunisolarkalender festgelegt. Es ist meistens der 4. oder 5. April, selten der 6. April. Der Lunisolarkalender, umgangssprachlich auch als Bauernkalender bezeichnet, ist weder der Sonnen- noch der Mondkalender sondern eine Mischung von beiden. Der Bauernkalender basiert auf den exakten astronomischen Stellungen von Mond und Sonne und dient als Anleitung der landwirtschaftlichen Produktion (wie z.B. Saat- und Ernte-Termine).
In der deutschen Literatur ist es weit verbreitet, dass der Tag des Qingming-Festes nach dem Mondkalender bestimmt sei. Dieses ist jedoch ein Irrtum. Zu den chinesischen Festtagen nach dem Mondkalender gehören das Frühlingsfest (Chinesisches Neujahr, 1. Tag des 1. Mondmonats), das Laternenfest (15. Tag des 1. Mondmonats), das Drachenbootfest (Duanwujie, 5. Tag des 5. Mondmonats), das Fest der Liebenden (Qixijie, 7. Tag des 7. Mondmonats), das Mondfest (15. Tag des 8. Mondmonats) und das Chongyang-Fest (Chongyangjie, 9. Tag des 9. Mondmonats). Das Qingming-Fest ist jedoch eine Ausnahme. Das Qingmin-Fest ist das einzige Chinesische Fest, das auf einen Tag der 24 Jahreseinteilungen („Jieqi“) nach dem Chinesischen Lunisolarkalender (Bauernkalender) fällt.
Neben der Trauer während des Grabbesuches hat das Fest auch eine fröhliche Bedeutung. Das Qingming-Fest findet jedes Jahr im Frühling statt, wenn es bereits wärmer wird und Gräser und Bäume zu sprießen beginnen. Viele Familien unternehmen daher zum Fest einen Frühlingsausflug und genießen die Freude und Hoffnung auf den Frühling. Das Qingming-Fest wird manchmal auch „Taqing-Fest“ genannt, was auf deutsch wörtlich als „auf grünes Gras treten“ übersetzt werden kann.
Um die Zeit des Qingming-Festes steigen die Temperaturen und es regnet häufiger, was für die Aussaat günstig ist. Deshalb ist es in China Tradition geworden, in dieser Zeit Bäume zu pflanzen.
Eine andere beliebte Aktivität am Qingming-Fest ist es, tagsüber und abends Drachen steigen zu lassen. Drachen, die am Abend steigen, nennt man auch „Gotteslampen“, da diese mit bunten kleinen Lampions versehen sind, die wie leuchtende Sterne aussehen.
Qingming bedeutet auf Deutsch so etwas wie „Helles Licht“ und ist der Name eines der 24 Jahreseinteilungstage nach dem Chinesischen Lunisolarkalender.